«Jede Neueröffnung ist ein ganz besonderer Moment»

Happy Birthday Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus! Im Jubiläumsinterview zum 50. Geburtstag spricht CEO René Dobler über die grössten Herausforderungen, unvergesslichen Momente und Zukunftsaussichten der Stiftung.

Am 11. Mai 2023 fei­ert die Schwei­ze­ri­sche Stif­tung für Sozi­al­tou­ris­mus ihren 50. Geburts­tag. Die Stif­tung ist ver­ant­wort­lich für den Bau und Unter­halt der Lie­gen­schaf­ten, in denen die Schwei­zer Jugend­her­ber­gen Hos­tels betrei­ben. René Dobler ist seit 1999 CEO der Stif­tung und erzählt hier über die Grün­dung, die viel­sei­ti­gen Auf­ga­ben und sei­ne per­sön­li­chen High­lights.

Die wich­tigs­ten Mei­len­stei­ne der SSST im Über­blick.

René, wie­so gibt es die Schwei­ze­ri­sche Stif­tung für Sozi­al­tou­ris­mus über­haupt?

Die Schwei­ze­ri­sche Stif­tung für Sozi­al­tou­ris­mus wur­de am 11. Mai 1973 vom Ver­ein für Jugend­her­ber­gen Zürich gegrün­det. Ziel war die Ver­ant­wor­tun­gen zu tren­nen: Wäh­rend der Ver­ein für alle Betriebs­kon­zep­te zustän­dig ist, über­nimmt die Stif­tung die Rol­le als Lie­gen­schafts- und Ver­mö­gens­ver­wal­te­rin.

Wel­ches Ziel ver­folgt ihr dabei?

Der Zweck der Schwei­ze­ri­schen Stif­tung für Sozi­al­tou­ris­mus ist die För­de­rung eines finan­zi­ell für alle erschwing­li­chen Tou­ris­mus in der Schweiz. Die Stif­tung erreicht das durch den Bau und die Ein­rich­tung von Jugend­her­ber­gen für Jugend­li­che, Jugend­grup­pen, Schu­len und Fami­li­en, durch die För­de­rung des Jugend- und Fami­li­en­rei­sens sowie die Zusam­men­ar­beit mit Insti­tu­tio­nen der Frei­zeit­ge­stal­tung und des Jugend- und Sozi­al­tou­ris­mus. Auch nach 50 Jah­ren hat sich unser Ziel nicht ver­än­dert.

Die Schwei­ze­ri­sche Stif­tung für Sozi­al­tou­ris­mus setzt sich gemein­sam mit Partner§innen für eine sinn­vol­le Frei­zeit­ge­stal­tung ein. © Cor­sin Näff

Wel­ches waren die gröss­ten Ver­än­de­run­gen im letz­ten hal­ben Jahr­hun­dert?

Mit der Fusi­on der meis­ten Jugend­her­bergs­krei­se 1992 über­nahm die Stif­tung die Ver­ant­wor­tung für alle Lie­gen­schaf­ten der Jugend­her­ber­gen in der gan­zen Schweiz. Ein Pla­nungs­team ent­wi­ckel­te ein Bau­leit­bild und damit die Grund­la­ge für eine pro­fes­sio­nel­le Lie­gen­schafts­be­wirt­schaf­tung. Heu­te befin­den sich viel­sei­ti­ge Hos­tels an den schöns­ten Orten in der Schweiz.

Du hast 1993 als Bera­ter für die Stif­tung ange­fan­gen. Seit 1999 hast du die Posi­ti­on als CEO inne – wird dir nicht lang­wei­lig nach so lan­ger Zeit?

Mit jedem Pro­jekt und den Ver­än­de­run­gen der Zeit stel­len sich per­ma­nent neue Her­aus­for­de­run­gen. In mei­ner Posi­ti­on bin ich sowohl in den Pla­nungs- und Bau­pro­zess als auch in den Betrieb invol­viert. Nach dem Bau erle­be ich die Nut­zungs­pha­se mit und kann über­prü­fen, wie gut sich die Archi­tek­tur eig­net. Und ich habe die Mög­lich­keit, in der gan­zen Schweiz zu arbei­ten, regio­na­le Eigen­hei­ten haut­nah mit­zu­er­le­ben und die Erfah­run­gen mit den Ver­ant­wort­li­chen der natio­na­len Jugend­her­bergs­ver­bän­de welt­weit aus­zu­tau­schen.

Wie die Zeit ver­geht: René Dobler an der Dele­gier­ten­ver­samm­lung in Davos im Jahr 2003. © Schwei­zer Jugend­her­ber­gen

Wie ent­steht in der Regel ein neu­es Pro­jekt?

Jedes Pro­jekt hat sei­ne eige­ne Geschich­te. Meis­tens beginnt es mit dem Wunsch, an einem Stand­ort ver­tre­ten zu sein. Oft sind es aber auch Drit­te, die ihre Ideen mit einer Jugend­her­ber­ge ver­bin­den und mehr als nur eine Beher­ber­gungs­op­ti­on bie­ten wol­len. Dies bil­det für uns die opti­ma­le Grund­la­ge, um gemein­sam mit der Desti­na­ti­on oder Pri­va­ten ech­te Mehr­wer­te zu bie­ten: mit Well­ness, Muse­um, Radio, Musik­schu­le oder Bould­er­hal­le.

Wel­che Her­aus­for­de­run­gen gilt es zu meis­tern?

Die Her­aus­for­de­run­gen sind viel­fäl­tig. Als Non­pro­fit-Orga­ni­sa­ti­on ste­hen wir unter stän­di­gem Kos­ten­druck und sind ange­wie­sen auf finan­zi­el­le Unter­stüt­zung von Gönner§innen und der öffent­li­chen Hand. Aus­ser­dem wer­den die bau­recht­li­chen Anfor­de­run­gen an Brand­schutz, Ener­gie und Sicher­heit immer kom­ple­xer.

Dort wo heu­te die sty­li­sche Jugend­her­ber­ge Basel zuhau­se ist, war frü­her ein­mal eine Sei­den­fa­brik. © Michel van Grondel

Wel­che Ansprü­che stellt sich die Stif­tung?

Wir haben sehr hohe Ansprü­che an unse­re Pro­jek­te, ins­be­son­de­re im Bereich der Qua­li­tät und Nach­hal­tig­keit. Bei allen Pro­jek­ten berück­sich­ti­gen wir umfas­sen­de Nach­hal­tig­keits-Kri­te­ri­en von Umwelt, Gesell­schaft und Wirt­schaft. Die zahl­rei­chen Umwelt- und Nach­hal­tig­keits­aus­zeich­nun­gen und die Reduk­ti­on des CO2-Fuss­ab­drucks um 66 Pro­zent seit 2000 zei­gen, dass wir auf dem rich­ti­gen Weg sind.

Wel­ches war dein gröss­tes High­light, seit du bei der Stif­tung arbei­test?

Jede Neu­eröff­nung ist ein ganz beson­de­rer Moment. Sie mar­kiert das Ende einer lang­jäh­ri­gen Zusam­men­ar­beit in einer pro­jekt­spe­zi­fi­schen Gemein­schaft mit vie­len Höhen und Tie­fen. Am Ende bli­cken alle erleich­tert auf ein gelun­ge­nes Resul­tat. Dabei sticht viel­leicht das wellnessHostel4000 in Saas-Fee her­aus, weil es so vie­le neue und unsi­che­re Her­aus­for­de­run­gen vom Holz­bau bis zum Well­ness ver­eint hat und mehr­fach bei­na­he geschei­tert wäre, bevor es zu einem unse­rer Flagg­schif­fe wur­de.

Das well­ness­Hos­tel4000 in Saas-Fee ist der Beweis, dass sich Beharr­lich­keit und Aus­dau­er lohnt. © Michel van Grondel / Domi­nik Gehl

Was bedeu­tet die Schwei­ze­ri­sche Stif­tung für Sozi­al­tou­ris­mus für dich?

Nach 30 Jah­ren wohl irgend­wie ein zwei­tes zuhau­se. Die Stif­tung bedeu­tet ein rie­si­ges Netz von wun­der­ba­ren Part­ner­schaf­ten, mit denen wir vie­le Her­aus­for­de­run­gen in allen Regio­nen der Schweiz gemeis­tert haben. Sie bedeu­tet viel Herz­blut und Enga­ge­ment und natür­lich neben viel Freu­de auch ein paar schlaf­lo­se Näch­te. Die Stif­tung ist eine Arbeit­ge­be­rin mit Wer­ten, hin­ter denen ich voll und ganz ste­he.

Was wünschst du dir für die Stif­tung in den nächs­ten 50 Jah­ren?

Ich wün­sche mir, dass die Stif­tung ihre Zie­le auf­recht­erhal­ten und sich gleich­zei­tig mit den neu­en Anfor­de­run­gen ste­tig wan­deln wird. Sie soll mit Mut und eige­ner Über­zeu­gung an die Auf­ga­ben her­an­ge­hen. Gefragt ist vor allem ein umwelt- und gesell­schafts­fä­hi­ger Tou­ris­mus – ich freu mich auf neue Umset­zun­gen des kli­ma­ge­rech­ten Bau­ens, guter Archi­tek­tur, regio­na­ler Inte­gra­ti­on und vie­len neu­en Nut­zungs­kom­bi­na­tio­nen, wel­che mehr als eine Jugend­her­ber­ge sind – neue Orte geschaf­fen für rea­le Begeg­nun­gen von Gäs­ten, Ein­hei­mi­schen und inter­es­sier­ten Men­schen.

Über René Dobler

René Dobler bil­de­te sich an der ETH Zürich zum Archi­tek­ten aus, zudem schloss er das Ergän­zungs­stu­di­um in Bau­öko­no­mie ab. Er begann sei­ne Arbeit für die Schwei­zer Jugend­her­ber­gen 1993 als exter­ner Bera­ter. 1999 wur­de er zum Geschäfts­lei­ter der Schwei­ze­ri­schen Stif­tung für Sozi­al­tou­ris­mus ernannt, wel­che für den Bau und die Wei­ter­ent­wick­lung der Jugend­her­ber­gen ver­ant­wort­lich ist. In sei­ner lang­jäh­ri­gen Arbeit hat er die Bau­ten der Jugend­her­ber­gen zu einer Cor­po­ra­te Archi­tec­tu­re geformt. Sein gros­ses Enga­ge­ment in der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung ist mehr­fach aus­ge­zeich­net wor­den. Er hat im inter­na­tio­na­len Jugend­her­bergs­ver­band Hos­tel­ling Inter­na­tio­nal wesent­li­chen Ein­fluss genom­men auf die Ent­wick­lung von welt­wei­ten Stan­dards, Qua­li­täts­si­che­rung und Nach­hal­tig­keits­ma­nage­ment.

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