Unterwegs im Langlaufparadies Engadin

Hast du gewusst, dass es im Engadin insgesamt 230 Kilometer an bestens präparierten Loipen gibt? Ich habe mir in diesem Langlauf-Paradies eine besondere Challenge herausgesucht: Ich wollte 42 Kilometer, die Distanz des berühmten Engadiner Skimarathons, im Alleingang absolvieren. Paradiesisch fühlte sich das nicht immer an...

Um es etwas in Relation zu setzen: 230 Kilometer entsprechen ungefähr der Distanz von St. Gallen nach Lausanne. Dass es dabei für jede*n Langläufer*in etwas dabei hat, wissen alle, die schon einmal auf zwei schmalen Latten im Hochtal unterwegs gewesen sind.

Als naturliebender und sportbegeisterter Mensch fand ich vor circa vier Jahren Gefallen am Langlaufen. Meine ersten Versuche fanden auf dem grossen Platz vor der Jugendherberge Pontresina statt, wo sicherlich der eine oder andere schon einmal vorbeigekommen ist und dabei mit einem Schmunzeln die vielen hilflosen Langlauf-Newbies beobachten konnte. Dass aller Anfang schwer ist, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Meine damalige Langlauf-Instruktorin meinte mit einem Augenzwinkern, dass ich doch vor der nächsten Langlauf-Stunde ein Glas Rotwein geniessen solle, um etwas lockerer zu werden… Seit damals habe ich ein paar LL-Kilometer mehr in den Beinen und mir sogar eine eigene Ausrüstung gekauft, um weiter an meiner Langlauftechnik zu feilen und sie von Saison zu Saison zu verbessern.

Olivier Widmer Langlaufen Engadin
Langlaufen Engadin Loipe und Berge

Besondere Umstände erfordern spezielle Umsetzungen

Die Strecke des Engadiner Ski-Marathons führt normalerweise von Maloja über die Engadiner-Seen, vorbei an St. Moritz durch den Stazerwald nach Pontresina und weiter bis nach S-chanf. Leider war bei meinem Aufenthalt ein Teil der Oberengadiner Seen nicht befahrbar. Somit musste ich meine Challenge etwas abkürzen und den Einstieg verschieben. Kurzfristig entschloss ich mich also für eine alternative Streckenführung von Morteratsch nach Zernez. Die «Staziun» Morteratsch liegt an den Bahnstrecke Richtung Tirano und ist gut zu erreichen.

Langlaufen Engadin Loipe

Gemeinsamer Start

Bei perfekten Bedingungen startete ich kurz vor Mittag bei der Station Morteratsch in das Engadiner Skimarathon-Projekt. Persönlich gefällt mir der Teil von Morteratsch nach Pontresina besonders gut. Die Loipe ist leicht abfallend mit einer anspruchsvollen Schlussabfahrt durch den Taiswald kurz vor Pontresina. Als ehemaliger Triathlet habe ich bereits Erfahrungen mit längeren Ausdauerbelastungen sammeln können. Die Kunst dabei ist, sein persönliches Leistungsniveau zu kennen und von Beginn weg ein realistisches Tempo zu wählen. Regelmässiges und korrektes Trinken und Essen sind bei langen Ausdauerbelastungen ebenfalls entscheidend um durchzuhalten.

Langlaufen Engadin Gruppenfoto

Mehr geht nicht

Nach Pontresina führt die Strecke bis zur Unterführung nahe Punt Muragl und weiter Richtung Flugpiste Samedan, mir lief es wie am Schnürchen. In der Fläche zwischen Flughafen Samedan und La-Punt Chamues-ch hatte ich anschliessend die Sonne und den berühmt-berüchtigten Maloja-Wind im Rücken. Da die Loipe durch das Dorf Chamues-ch nicht präpariert ist, musste ich eine kurze Passage zu Fuss zurücklegen. Weitere 7 Kilometer skatete ich dann nach Zuoz und auf teils anspruchsvollen Streckenabschnitten über die Golan-Höhen bis zur Abzweigung nach S-chanf. Traditionellerweise befindet sich in S-chanf das Ziel des Engadiner Skimarathons.

Die schnellsten Läuferinnen und Läufer absolvieren die Marathondistanz unter 1h30. Ich lasse mir für einmal etwas mehr Zeit und erreiche beim Abzweiger Richtung S-chanf Kilometer 26 auf unserer Tour. Noch immer hatte ich einigermassen frische Beine. Nach einem kurzen Verpflegungshalt gleitete ich auf den Ski weiter Richtung Zernez. Die verbleibenden Kilometer forderten mich. Die Loipe führt durch einen zauberhaften Winterwald, mit vielen kurzen anspruchsvollen Anstiegen und zügigen Abfahrten. Nach rund 2 Stunden und 45 Minuten und etwas mehr als 40 Kilometern erblicke ich endlich mein anvisiertes Ziel, das Langlaufzentrum in Zernez; ich bin müde und glücklich, es erreicht zu haben. Meine Beine sind gegen Ende der Distanz doch recht schwer geworden. Die fehlenden zwei Kilometer bis zur Marathon-Distanz spare ich mir für nächstes Mal auf. Vielleicht dann sogar auf der Original-Strecke unter Wettkampfbedingungen.

Langlaufen Engadin Schild Rastplatz

Mein Fazit

Die 40 Kilometer von Morteratsch bis Zernez kann ich nur empfehlen, sie sind aufgrund der Topografie allerdings nicht zu unterschätzen. In normalen Zeiten bietet die Strecke an diversen Orten die Möglichkeit eine Pause einzulegen, sich aufzuwärmen und etwas Warmes zu essen und zu trinken. Auch ist es möglich die Strecke von Morteratsch nach Zernez etwas abzukürzen respektive für die Hin- oder Rückreise die Bahn zu benutzen. Informiere dich vor Ort über den Fahrplan und die Bahnstationen. Der Bahnhof Zernez kann vom Langlaufzentrum aus in circa 5-10 Minuten zu Fuss bequem erreicht werden.

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1 Antwort auf „Unterwegs im Langlaufparadies Engadin“

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