Auf geht es nach Montreux
Der Wettergott ist nicht ganz auf unserer Seite an diesem Mittwochmorgen. Das Gute jedoch ist, dass wir die meiste Zeit unserer Reise im Zug verbringen. Wir, Katrina (die einen von euch kennen mich vielleicht schon) und Ricarda, machen uns auf den Weg in Richtung Spiez mit dem Ziel Montreux.
Eigentlich ist nicht die Destination unser Ziel, sondern der Weg. Mit einem Kaffee und frischen Gipfeli machen wir uns mit gefühlt tausend Pendler*innen von Zürich auf den Weg nach Bern und weiter nach Spiez.
In Spiez steigen wir auf den PGX, eine Weltneuheit unter den Zügen, um. Dieser Zug fährt erst seit dem Fahrplanwechsel im Jahr 2022 und ist weltweit der erste Zug, der von Meter -auf Normalspur wechseln kann.
Eine Weltneuheit erwartet uns
Wie dies genau funktioniert, erzählt uns Mani. Er steigt in Zweisimmen dazu und ist bereits seit 43 Jahren bei der MOB tätig. Wenn sich jemand mit diesen Zügen auskennt, dann ist es er. Zweisimmen ist der Bahnhof, an welchem die Schienenbreite schmaler wird und diese neue Technologie zum Einsatz kommt. Neben Mani begleitet uns Céline, die Social Media Managerin der MOB. Wir haben die Ehre in der Prestige Klasse mitzufahren, dagegen kann die 1.Klasse einpacken.
Wir befinden uns auf der Goldenpassline und haben das Vergnügen den Käsezug zu testen, ein Erlebnis, das vor über 30 Jahren ins Leben gerufen wurde und bis heute bei Klein und Gross sehr beliebt ist – und dies total zu Recht.
Nachdem uns Mani erklärt, wie diese neue Technologie funktioniert, setzt sich der Zug in Bewegung und in wenigen Sekunden hebt sich der Zug an und wir befinden uns auf der Meterspur. WAHNSINN!!! Früher mussten alle Passagiere, die auf der Goldenpassline von Interlaken nach Montreux unterwegs waren, in Zweisimmen umsteigen. Dank dieser Erfindung neigt sich diese Zeit dem Ende zu.
Wer in der Prestige Klasse mitfährt, erhält ein kleines Plättchen mit verschiedenen Fleisch- und Käsesorten aus der Region sowie ein Getränk nach Wahl. Wichtig ist, dass du im Vorfeld deinen Sitzplatz reserviert hast. Du kannst natürlich auch in der 1. oder 2. Klasse mitfahren – hier benötigst du keine Reservation und dein GA ist gültig.
Nächster Halt: Chateau d’Oex – Fondue Chalet
Für uns geht es vorbei an Wäldern, Wiesen und Bergen – eine traumhafte Aussicht und mehr Schweiz geht kaum. Oder doch? Der Zug hält in Chateau d’Oex – wo sich eines der Gruppehäuser der Schweizer Jugendherbergen befindet. Wir haben jedoch einen anderen Plan, denn wir befinden uns schliesslich im Käsezug. Kaum sind wir ausgestiegen, fällt uns der hübsche Bahnhof auf.
Wir erfahren, dass es sich um den schönsten Umsteigeort der Schweiz handelt. Der Ort hat einen Sonderpreis dafür erhalten – erstaunlich für was alles Preise verliehen werden. Wir sind uns einig, verdient hat der Bahnhof die Auszeichnung definitiv. Nun spazieren wir ein kleines Stück zu einem kleinen Chalet, in dem es erfreulich warm ist, da wir durch den Regen nass geworden sind.
Als wir das Chalet betreten, staunen wir nicht schlecht, als ein Mann in einem Riesenkessel Milch umrührt – ihr vermutet es sicherlich alle, er produziert Käse. Er erklärt uns sein Handwerk und wir dürfen direkt selbst Hand anlegen- gut im Kessel rühren ist ganz schön anstrengend. Eine Stärkung naht, es gibt, was auch sonst? Ein feines Käsefondue.
Ricarda und ich waren ganz erstaunt als sie das Brot auf den Tisch stellen, es sind Scheiben und keine Würfel. Ich frage Mani, ob sie zu faul zum Würfel schneiden wären oder ob wir noch einen Salat dazu erwarten können.: Er lacht und erklärt, dass wir Deutschschweizer faul sind. In der Westschweiz ist es normal, dass das Brot zum Fondue in Scheiben kommt. Das Fondue ist vorzüglich und wir sind alle froh, dass es keine 30 Grad warm ist. Wer möchte, kann sich im kleinen Laden, der ebenfalls zum Chalet gehört noch mit regionalem Käse eindecken.
Ein Besuch im geschichtsträchtigen Musée du Pays-d’Enhaut
Unsere Reise geht weiter. Neben dem Besuch im Chalet gehört ein Museumsbesuch zum Erlebnis. Man hat die Möglichkeit, sich zwischen den beiden Museen “Espace Ballon” und “Musée du Pays-d’Enhaut” zu entscheiden. Da das eine Museum in Revision ist, bleibt das Musée du Pays-d’Enhaut unsere Wahl.
Wusstest du, dass der Scherenschnitt in Chateau d’Oex erfunden wurde? Nein? Wir auch nicht, aber nun wissen wir es und sind begeistert von diesem filigranen Handwerk. Neben wunderschönen Scherenschnitten wird viel über den Ort und das Handwerk von früher erzählt. Wir haben Glück und mit Mani einen tollen Guide dabei, der uns spannende Geschichten von seinen Grosseltern und sich selbst erzählt.
Mystische Zugfahrt entlang des Genfersees
Nach der Geschichtsstunde ist es Zeit, die Weiterreise anzutreten. Wir wollen schliesslich noch nach Montreux. Die Reise geht weiter durch die wunderschöne Landschaft vorbei an Kühen. Wir passieren den echten Röstigraben und befinden uns nun in der Französisch sprechenden Schweiz.
Dank unseres Reisebegleiters wissen wir immer, wann wir die Kamera zücken müssen, um die besten Shots des Genfersees zu machen. Auch wenn das Wetter nicht unbedingt mitspielt und es etwas mystisch aussieht, ist es eine eindrückliche Fahrt. Der Zug schlängelt sich hinunter in Richtung Montreux und der See wechselt mehrmals die Seite, sodass alle Passagier*innen den wunderschönen und beindruckenden Ausblick bestaunen können.
Angekommen in Montreux, verabschieden wir uns von den beiden Guides und springen in den Bus, der nach 8 Minuten nicht weit von unserer Jugendherberge anhält. Im Hostel werden wir herzlich vom Hostel Manager Lucas begrüsst.
Wie du vielleicht weisst, war ich vor zwei Jahren schon hier. Es haben aber in der Zwischenzeit Renovationen stattgefunden nun erstrahlt das Haus im neuen Glanz. Ich bin beeindruckt.
Wir beziehen unser Zimmer und machen uns auf den Weg in Richtung Stadt. Den Abend lassen wir gemütlich bei einer feinen Pasta ausklingen und fallen müde, aber glücklich, ins Bett. Unsere Reise ist noch nicht zu Ende. Morgen erwartet uns das nächste Zugabenteuer.
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