Ganz besondere Stadtführungen

Auf den Sozialen Stadtrundgängen vom Verein Surprise bekommst du eine andere Sicht auf die grossen Schweizer Städte. Betrachte Zürich, Bern und Basel durch die Augen von armutsbetroffenen Menschen. Bewegend, beeindruckend und besonders.

Zuge­ge­ben: die drei Schwei­zer Metro­po­len Zürich, Bern und Basel müs­sen alle mal gese­hen haben. Es gibt eine Viel­zahl impo­san­ter Sehens­wür­dig­kei­ten zu ent­de­cken – das Frau­müns­ter im Her­zen von Zürich, den welt­be­kann­te Zyt­glog­gen-Turm in Bern oder der Tin­gue­ly-Brun­nen in Basel. Doch fern­ab der her­aus­ge­putz­ten Fas­sa­den exis­tiert Armut. Wie die­se in der Schweiz aus­sieht, zei­gen dir Betrof­fe­ne auf den Stadt­füh­run­gen vom Ver­ein Sur­pri­se.

Seit meh­re­ren Jah­ren orga­ni­sie­ren armuts­be­trof­fe­ne und obdach­lo­se Men­schen die Sozia­len Stadt­rund­gän­ge in den drei Städ­ten. Auf den Tou­ren wer­den ver­schie­de­ne The­men wie Sucht, Obdach­lo­sig­keit oder Über­le­ben auf der Stras­se tief­ge­hend behan­delt. Die Tour­gui­des erzäh­len auf ein­drück­li­che Wei­se, wie sie ihren All­tag unter schwers­ten Bedin­gun­gen meis­tern und las­sen dich die Städ­te aus ihren Augen betrach­ten.

Stadt­füh­rung mit Sur­pri­se in der Bun­des­haupt­stadt Bern. ©Ruben Hol­lin­ger

Wir machen eine Stadtführung durch Zürich mit Hans Peter

Zahl­rei­che Team­mit­glie­der von unse­rem Mar­ke­ting und Boo­king Cen­ter beschlies­sen, an einem der Stadt­rund­gän­ge in Zürich teil­zu­neh­men. Gesagt – getan! Hans Peter Mei­er heisst unser Gui­de. Er emp­fängt uns am Fei­er­abend am Werd­platz in Zürich.

Nach einer kur­zen Begrüs­sung erzählt er uns unge­schönt aus sei­nem Leben: Er hat einen guten Job in der IT-Bran­che, bevor die New Eco­no­my Bla­se platzt und Hans Peter infol­ge des­sen sei­ne Anstel­lung ver­liert. Sein Trost? Der Alko­hol, der ihm nach und nach zum Ver­häng­nis wird.

Im Anschluss erklärt uns Hans Peter, der sei­ne Sucht erfolg­reich über­wun­den hat, wel­che Behör­den und Auf­fang­stel­len die Stadt Zürich für obdach­lo­se Men­schen bie­tet. «Eine gros­se Her­aus­for­de­rung, wenn man obdach­los wird, ist, die viel­sei­ti­gen Ange­bo­te über­haupt erst ken­nen­zu­ler­nen», sagt er nach­denk­lich. Es gibt eini­ge Auf­fang­stel­len: Not­un­ter­künf­te und kos­ten­lo­se Ver­pfle­gungs­mög­lich­kei­ten. Aber die­se muss man eben erst­mal ken­nen.

Hans-Peter vom Ver­ein Sur­pri­se. ©Marc Bach­mann

Team Mar­ke­ting & Boo­king Cen­ter. ©Nina Wild

Aus dem Leben eines Obdachlosen

Am nächs­ten Stopp bei der evan­ge­li­schen St. Jakob Kir­che erklärt uns Hans Peter, wie­so Obdach­lo­se an ver­steck­ten Plät­zen die Nacht ver­brin­gen, wes­halb sie nie­mals am sel­ben Ort essen wie sie schla­fen oder war­um sie auch trotz Woh­nung noch wochen­lang lie­ber auf dem Bal­kon über­nach­ten. Wie­so das so ist? Das ver­ra­ten wir an die­ser Stel­le nicht – am bes­ten fragst du Hans Peter bei dei­nem Stadt­rund­gang direkt selbst.

Bevor wir unse­re Erleb­nis­se in der Sur­pri­se-Regio­nal­stel­le bei Snacks und Geträn­ken aus­klin­gen las­sen, hal­ten wir kurz beim Kanz­lei­schul­haus am Hel­ve­ti­a­platz inne. «Im beson­ders kal­ten Win­ter 2013 wur­de hier eine Not­schlaf­stel­le für Men­schen,  die auf der Stras­se leben ein­ge­rich­tet», erklärt Hans Peter. Ansons­ten wären die Per­so­nen wohl erfro­ren. Die kal­ten Mona­te sei­en beson­ders hart.

Schon gewusst?

Als Mit­glied der Schwei­zer Jugend­her­ber­gen kannst du zu einem redu­zier­ten Preis an den Stadt­füh­run­gen teil­neh­men. Erfah­re mehr!

Surprise gibt den Leuten eine Perspektive

Die Non­pro­fit-Orga­ni­sa­ti­on orga­ni­siert nicht nur die span­nen­den Wal­king Tours. Finan­zi­ell schlecht gestell­te Men­schen haben die Mög­lich­keit, das Maga­zin «Sur­pri­se» auf der Stras­se zu ver­kau­fen, um Geld zu ver­die­nen. Hans Peter tut dies seit vie­len Jah­ren.

Ein wun­der­schö­nes, schweiz­wei­tes Pro­jekt ist das Café Sur­pri­se: Hier­bei haben Gäs­te bei den teil­neh­men­den Restau­rants die Mög­lich­keit, einen zwei­ten Kaf­fee zu bezah­len, den eine bedürf­ti­ge Per­son kos­ten­frei kon­su­mie­ren kann. So kön­nen arme Men­schen nicht nur an einem gemüt­li­chen Ort ein war­mes Getränk genies­sen, son­dern auch am öffent­li­chen Leben teil­neh­men.

Pau­se im gemüt­li­chen Café Sur­pri­se. ©Ole Hopp

Ein wei­te­res High­light ist der Sur­pri­se-Stras­sen­chor, der pro­fes­sio­nell gelei­tet wird. Es fin­den das gan­ze Jahr über öffent­li­che Kon­zer­te in ver­schie­de­nen Loca­ti­ons statt. Unbe­dingt rein­hö­ren!

Ein­blick in die Pro­be des Sur­pri­se Cho­res. ©Klaus Petrus

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