Letzten Herbst machte ich mich auf zu einem Reiseabenteuer der Extraklasse. Auf dem Programm stand der Alpine Circle, der alle Graubünden-Highlights sowie einen Abstecher ins Tessin auf einer Tour vereint.
Das Tolle an dieser Rundreise war, dass ich die Grundroute Laax – Locarno – St. Moritz individuell ausgestalten und so meinen Interessen anpassen konnte. Die Erlebnisvielfalt und die Möglichkeiten für Abstecher in die lokale Bergwelt sind hier wirklich grenzenlos.
Drei Jugendherbergen – unzählige Sehenswürdigkeiten
Als Fixpunkte für die Übernachtung waren folgende Jugendherbergen gebucht:
So fuhr ich automatisch an den vier Hauptsehenswürdigkeiten des Alpine Circles vorbei: der Rheinschlucht, dem Schweizerischen Nationalpark, der Gletscherwelt Diavolezza und dem Landwasserviadukt der Rhätischen Bahn bei Filisur.
Daneben gab es natürlich noch viele andere Attraktionen zu entdecken. Letztlich hatte ich auch wettertechnisch das Glück, alle Facetten des Schweizer Herbstes anzutreffen.
Mystischer Nebel und Wellness in Laax
Auf der regnerischen Anreise mit Zug und Postauto nach Laax profitierte ich zum ersten Mal vom Graubünden Pass der Rhätischen Bahn: Dieses sogenannte GA für Graubünden sichert dir freie Fahrt mit dem Bündner ÖV.
Da mich das Wetter mit mehr Nebelschwaden als Sonnenwärme beschenkte, beschloss ich, zu den Steinreihen aus der Bronzezeit in Falera zu fahren. Dort erhaschte ich doch noch ein paar scheue Sonnenstrahlen in der farbigen Herbstkulisse.
Bei schönem Wetter ist der Bergherbst in der Surselva traumhaft abwechslungsreich. Inspirationen dazu findest du hier im Overnight-Blog.
Von Laax nach Locarno wird’s kurvig
Diese Etappe begeisterte mich: Im Wechsel staunte ich über die Steigung, die vielen Kurven, Viadukte und die traumhafte Fernsicht – jedoch war sie planerisch etwas tricky. Führte die Strecke doch über Andermatt (im Kanton Uri) und somit raus aus meiner Ticket-Komfortzone. Die Dame am Bahnschalter in Disentis half mir aber schnell aus der Patsche; und so konnte ich sorgenfrei mit der Matterhorn Gotthard Bahn in Richtung Oberalp-Pass weiterfahren
Ausserdem hatte ich knapp das Zeitfenster verpasst, wo das Postauto die «König der Pässe», also den Gotthardpass, bedient (letztes Jahr war die letzte Fahrt der Saison am 9. Oktober). Dafür erhaschte ich auf der steilen Zug-Abfahrt von Andermatt nach Göschenen einen Blick auf die berühmte Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht.
Tipp:
Wer das Spektakel ohne Platzwechsel fotografieren möchte, sitzt mit Vorteil in Fahrtrichtung rechts am Zugfenster.
Mein Burgen-Extra: Abstecher nach Bellinzona
In der Jugendherberge Locarno angekommen freute ich mich schon heftig auf den verlängerten Zwischenstopp – inklusive Dolce vita am Lago Maggiore und Burgenwanderung im nahen Bellinzona.
Den Burgenrundgang beginnt man am besten bei der Tourist Info. Dort bekam ich einen Plan des Rundweges durch das UNESCO-Weltkulturerbe und die Warnung, dass die dritte Burg schon recht hoch gelegen sei. Müde Beine und gute Fotokameras erlauben aber trotzdem einen beeindruckenden Ausblick auf den steinernen Riesen im Wald (Castello di Sasso Corbaro).
Mein Favorit:
Der Spaziergang über die breite Burgmauer der Burg Castelgrande haute mir echt die Puste weg.
Ab nach Italien im Bernina Express Bus
Gut erholt ging das aussergewöhnliche Reiseerlebnis weiter in Richtung Italien. Dafür bestieg ich in Lugano an der Stazione Nord den rot-weissen Bernina Express Bus. Vorsicht, der Bus hält etwas abseits (daher der Hinweis: Stazione Nord).
Das Mittagessen auf der Piazza Basilica in Tirano bescherte mir eine Begegnung der besonderen Art: Da überquerte doch prompt vor meinen Augen der Bernina Express geräuschvoll die Strassenkreuzung vor der Wallfahrtskirche!
Ab Tirano wird’s erst so richtig spannend: Dieser Teil der UNESCO-Welterbe-Strecke der RhB führte mich im Bernina Express Panoramawagen auf den höchsten Bahngleisen Europas durch spektakuläre Alpenlandschaften. Nicht nur haben wir es hier mit der steilsten Bahnstrecke der Welt zu tun, sie durchquert auch insgesamt 55 Tunnels und fährt über 196 Brücken. .
Übrigens feiert der Bernina Express dieses Jahr Geburtstag: Seit sage und schreibe 50 Jahren befördert er seine Gäste hinauf zum ewigen Eis, durch schroffe Schluchten und – in meinem Fall – an strahlenden Herbstwäldern vorbei. Aktuell gibt es sogar eine Fahrt im eigenen Panoramawagen für dich und deine Liebsten zu gewinnen: 50 Jahre Bernina Express.
Goldene Lärchen in St. Moritz
Auch in Sankt Moritz wurde ich von leuchtend gelben Lärchen empfangen. Im Herbst umrahmen sie nicht nur die preisgekrönte Jugendherberge (Ibex-Fairstay-Preis), sondern verschönern nahezu jedes Panoramafoto, das im berühmten Touristenort geknipst wird.
Am nächsten Morgen liess ich es mir nach einem reichhaltigen Frühstück nicht nehmen, den Sankt-Moritzer-See in all seinen Farben zu bestaunen.
Wer länger Zeit hat als ich, kann zum Beispiel das Gletschererlebnis Diavolezza wagen, die Engadiner Seen geniessen oder eine Kultur-Tour durch St. Moritz planen.
Die Albulalinie rockt
Die letzte grosse Streckenentscheidung durfte ich vor der Heimreise treffen: Sollte ich der Albula-Linie den Vorrang geben oder lieber der Fahrt über den Flüelapass?
Lange musste ich nicht grübeln, denn ich wollte unbedingt den «Must-visit-place» bei Filisur befahren haben, den imponierenden Landwasserviadukt. Dafür nimmt man die Albulastrecke (Richtung Chur).
Den Kopf und das Handy voller Eindrücke, kam ich glücklich zu Hause an. Diese fantastische und abwechslungsreiche Rundreise werde ich so schnell nicht vergessen!
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