Was für ein herrlicher, sonnig-kühler Morgen. Und was für ein Geschenk, schmerzfrei zu gehen. Die ersten Etappen zeigten eben doch gewisse Anlaufsymptome. Nach dem flachen und interessanten St. Galler Rheintal biege ich auf meiner Schweizer Rundwanderreise langsam zum Bodensee ein. Die Schweiz liegt wahrlich am Meer, am Schwäbischen Meer.
Rorschach besitzt eine der angeblich schönsten Badis der Schweiz. Sie hat zwar keine Liegewiese, dafür ist sie wie bei den Pfahlbauern in Unteruhldingen auf Pfählen gebaut. Anschliessend gelange ich nach Romanshorn, wo ich ja auch mal kurz wohnhaft war. Nun in der Jugendherberge. Sehr gepflegt und voll mit Erinnerungen meiner Schulzeit.
Der Bodensee als Wasserspeicher
Gerade wer zu Fuss geht, entdeckt so vieles. Obwohl ich die Gegend recht gut kenne, sehe ich zu Fuss viel Neues, was ich zuvor fahrend nicht gesehen habe.
Hier ein paar Facts zum Bodensee:
- Nicht nur die Schweiz bezieht Trinkwasser aus dem Bodensee, nein dies reicht sogar bis nach Stuttgart
- Gerade mal 1/3 der Niederschlagsmengen des Bodensees werden von den Seewasserwerken entnommen
- Der Bodensee ist nur deshalb nicht der grösste Schweizer See, weil die Landesgrenzen angeblich bis heute nicht definitiv festgelegt sind
Bei so viel Wasser drängt sich in Romanshorn ein Abstecher, mit der nur 50 Minuten dauernden Fähre- Überfahrt über das «Schwäbische Meer», nach Friedrichshafen auf. Stets eine neue «Meeresstimmung» und bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang ganz besonders zu empfehlen (Schweizer Bahnabos sind auf der Fähre gültig). Auch die neuen Gastronomieangebote im Hafenareal und die See- und Parkpromenade von Romanshorn, lassen südländische Gefühle aufkommen.
Vielseitig unterwegs
Das See-Meer lässt sich herrlich auf der Landesgrenze per Schiff z.B. von Romanshorn nach Kreuzlingen erleben. Über zahlreiche Zwischenstopps, wie der beinahe unendliche Steg von Altnau, erreicht man anschliessend das Schweizer Grenzstädtchen Kreuzlingen.
Wer mit dem Velo oder per Inline-Skates unterwegs ist, findet prächtige Wege entlang des Bodensee. Gemütlich der Nase nach oder ambitioniert in die nahen gelegenen Anhöhen. Die Rückreise kann dann auch turbomässig bequem mit der «Turbo-Bahn» erfolgen.
Toller Uferweg
Besonders auf dem Abschnitt Uttwil – Münsterlingen lässt sich das Bodenseeufer mit den zahlreichen Naturschutzgebieten, netten Badehäuschen und protzigen Niederlassungen erkunden – oder besser gesagt, aus der Ferne betrachten. Zahlreiche Campingplätze und Seezugänge mit teils Gratis-Badeplätzen laden zum Rasten ein. Meine Unterkunft ist selbstverständlich die Jugendherberge in Romanshorn.
Auf diesem Weg begleitet mich wieder ein Freund aus der Umgebung. Alleine wandern finde ich prima, doch zu zweit ist’s halt schon auch schön. Den gemeinsamen Abschnitt lassen wir dann beim Bier in Konstanz am See ausklingen. Zu dieser Jahreszeit zwar nur wenig bevölkert, heisst es hier aber nicht umsonst das «Tessin Deutschlands».
Apropos Grenze, wie zeigt sich diese denn eigentlich im Siedlungsgebiet? Nimmt man sie überhaupt wahr? Die mittlerweile weit bekannte «Corona-Kunst-Grenze» zwischen Kreuzlingen und Konstanz ist wahrlich «grün». Zwischen den Wohngebieten erkennt man dann die Grenze teils nur durch Farbwechsel der Strassenmarkierungen oder einem «Grenzketteli». Andernorts sind noch Relikte von Maschendrahtzäunen übriggeblieben. Zollstationen sind teilweise aufgehoben und meist unbewacht.
Was für eine Brotlandschaft
Ich übernachte erstmals in der Jugi-Villa in der Grenzstadt Kreuzlingen. Nach der Fluss-, See-, Berglandschaft entdeckte ich nun auch die Brotlandschaft. Und dies ist nur eine von vielen Spezialitäten in dieser besonderen Jugi.
Auf der nachfolgenden Wanderung entlang dem wunderschönen Seerhein und Untersee, für mich eine der schönsten Seelandschafen der Schweiz, komme ich nicht drum herum, bei den angeblich besten «Osterchüechli» nördlich von Kapstadt zuzugreifen. Dieses vertilge ich abends mit dem letzten noch vorhandenen Weihnachtsbier – irgendwie passend für diesen speziellen Jugi-Ort!
Ah ja, und da ist da noch die Einkehr «Blumen & Kaffee» by Marianne in einem der so schmucken Thurgau See-Dörfern, Ermatingen. Blumen eignen sich zwar nicht gerade zum Mittragen, doch Kaffee und Omas’s XL-Mailänderli, lassen mich neu durchstarten. Und von den ausgestellten Lebensweisheiten stelle ich fest, dass ich bei zahlreichen «auf dem Weg» bin.
Ganz schön historisch
Dann geht’s weiter dem Untersee entlang mit Blick auf «Napoleons Schloss Arenenberg», wo traumhafte Sonnenuntergänge zu erleben sind. Dann nach Arbon ein weiterer römischer geschichtsträchtiger Ort: Eschenz mit dem «Goldenen Becher», bekannt als wertvollster Thurgauer Fund dieser Zeit. Dann der aussergewöhnliche Ort des Klosters Inseli Werd, mit Zugang zum langgezogenen Holzsteg über das seichte Rheinwasser.
Bis zum nächsten Mal – rund um den Hochrhein …
Wer möchte kann meinen Weg zusätzlich verfolgen unter www.stadt-land-spirit.ch und www.polarsteps.com/HeinzEgli (gut auch per App nutzbar).
Heinz hat bereits einen Teil seiner Grenzwanderung hinter sich gebracht. Mehr zum Start und was er erlebt hat erfährst du im ersten Teil der Blogserie.
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